Die Publikation Eisenring des Schweizer Künstlers Cédric Eisenring verzahnt die vom Künstler mithilfe gebrauchter Industrieplatten geschaffenen Druckgrafiken mit Photoshop-Zeichnungen, die sich die Brosamen der Bilderwelten der Unterhaltungsindustrie zu eigen machen. Diesen Abfall für alle – digital generierte, figurative Motive –, kratzt und ätzt der Künstler jeweils direkt in die Industrieplatten.
In Eisenring erfahren diese Werke eine Neuaufführung – das Buch als psychedelische Bühne. Dekor und Atmosphäre bilden dabei die patinierten Industrieplatten, in deren Ausstanzungen Aschenbecher, Fahrscheinautomaten oder Eisenbahnwagen nachhallen. In Eisenrings Werken werden sie zu Leerstellen und bleiben trotzdem Transportgefässe in Form mechanischorganischer Muster, die in alternative Narrationsräume und -ebenen führen.
Im Buch legen sich die Ausstanzungen als Reliefdrucke über Digitalzeichnungen und Werkreproduktionen. Die nun wie unter einem Vergrösserungsglas hervortretenden Formen entwickeln eine räumlichhaptische Sprache. Die Industrie-Braille rhythmisiert und spricht über das Gedruckte – lautmalerisch, wiederholend, brabbelnd.
Wenn Kultur vergegenständlichte Arbeit ist, dann geistern in ihr auch all ihre uneingelösten Versprechen und Träume. Diese Geister verlorener Zukunften spuken auch in Eisenring – zwischen den medialen Fossilien und den zunehmend obsolet werdenden industriellen Oberflächen.