Die Frauen vom Modelabel Thema Selection und dem dazugehörigen Laden im Zürcher Oberdorf sorgten in den siebziger Jahren für viel Furore in der damals noch gelangweilten Limmatstadt: Während das Label mit einem beispiellosen Stil und exzentrischen Modeschauen Aufsehen erregte, wurde der Laden über die Jahre zu einem Treffpunkt der Zürcher Kunst- und Kulturszene. Gegründet hatten das Geschäft und Modelabel Katharina Bebié, Ursula Rodel und Sissi Zoebeli. Ein paar Jahre gehörte Elisabeth Bossard dazu, später Christa Derungs, heute Sonnhild Kestler.
Die schlicht geschnittenen Arbeitskleider für Frauen aus Herrenstoffen, die mit doppelter Geschlechtlichkeit kokettieren, waren ihrer Zeit voraus, als die Thema-Frauen sie in ihren ersten Laden an der Weiten Gasse 9 hängten: Die meisten Frauen trugen entweder hippieske Muster oder bieder. Zwei Jahre lang kaufte kaum jemand bei ihnen ein, bis die amerikanische Vogue 1974 begeistert über die avantgardistische Mode im Oberdorf schrieb. Es folgten drei Modeschauen, die zum Stadtgespräch wurden, Schlagzeilen über international bekannte Filmstars, die sich von Ursula Rodel und Sissi Zoebeli einkleiden liessen, und zahlreiche Legenden, die auch dieses Buch nicht hinreichend aufklären wird. Denn wer die Frauen von Thema Selection genau sind, das variiert von Erzählung zu Erzählung, mal ist es jahrelang die gleiche Konstellation, dann ändert sie sich wieder. Massgebend war nie die juristische Definition des Zusammenschlusses, sondern ein Lebensgefühl und die gemeinsame Haltung des Wirtschaftens mit dem Credo «Wir müssen auch mal anfangen».
Neben den Gründerinnen erläutern ihre Wegbegleiter, die damals und heute Teil dieses Lebensgefühls waren und sind, die Hintergründe des Aufbruchs.
Mit Texten von Elisabeth Bronfen, Katharina Tietze, Martin Jaeggi, Jacqueline Burckhardt, Laurence Frey, This Brunner, Sibylle Berg, Walter Keller, Bice Curiger u. a. m. Mit einem Insert von Ursula Rodel in Deutsch.
Schönste Schweizer Bücher, 2015