Für die französische Künstlerin Annelise Coste ist das Blatt der bevorzugte Ort der Auseinandersetzung mit sich und der Welt. Bis vor kurzem entstand tagtäglich eine unendliche Fülle von Zeichnungen, meist auf Recyclingpapier im A4-Format, von denen ein Auswahl in ihrem Künstlerbuch NON (Edition Patrick Frey, 2003) publiziert wurden. Es waren spontan hingekritzelte emotionale Notate zum Weltgeschehen, politische Statements, poetische Geistesblitze oder privatmythologische Symbole, die zuweilen mit handwerklichem Dilettantismus oder grafischem Anarchismus kokettierten.
Seit Annelise Coste vor zwei Jahren begann, mit den Techniken Spray und Airbrush zu experimentieren, wurden nicht nur die Papierformate immer grösser, sondern gewann auch der Aspekt von Text und Schrift in ihrer Arbeit an Wichtigkeit. Annelise Coste benutzt die Schrift sowohl als visuellen Code, als auch als Träger von Bedeutung, um auf spielerisch unbeschwerte Art philosophisch existentielle Fragen aufzuwerfen und ihrer Rebellion gegen die Instanzen der Macht und der Autorität Ausdruck zu geben. Sie schafft damit eigentliche Textbilder, die eine gewisse Verwandtschaft mit visueller Poesie aufweisen. Es sind Kristallisationen aus Zitaten, Schlüsselwörtern und poetischen Erfindungen, Collagen aus Forderungen, Ausrufen und Anklagen der Künstlerin, die teils vereinzelt auf dem weissen Papierbogen stehen, teils die Blätter regelrecht überwuchern als Texte dennoch immer fragmentarisch bleiben.
Das Künstlerbuch Poemabout vereint eine relevante Auswahl ihrer neusten Airbrush-Arbeiten und beinhaltet zudem ein herausnehmbares Poster sowie einen kleinen Gedichtband mit Texten der Künstlerin.