Bleistiftzeichnungen auf Papier, nicht grösser als 6 x 9 cm – der Winterthurer Künstler Marcel Gähler zeigt in seiner ersten Publikation spektakulär detaillierte Zeichnungen, die auf seinen eigenen Fotografien basieren. Tatort, Unort, Dämmerung, Zwielicht – Gählers Zeichnungen verwirren, fesseln und wirken nachhaltig. In den letzten vier Jahren schuf Marcel Gähler kleinformatige Zeichnungen, die nun in Buchform zusammengeführt werden.
Die fotorealistische Komponente, die auch die Malerei des Künstlers bestimmt, wird in der Form dieser miniaturisierten Bleistiftzeichnungen verstärkt, wobei die spektakulären Feinheiten der Zeichnung über die Möglichkeiten der Vorlage – also der Schwarzweissfotografie – hinausgehen. Aber auch der inhaltliche Aspekt, die stark aufgeladene Mehrdeutigkeit der dargestellten Orte, wird durch einen solch obsessiv genauen Gebrauch des Mediums Zeichnung verstärkt. Die Kamera stets bei sich, fotografiert Marcel Gähler unspektakuläre Orte in der Dämmerung, im Zwielicht oder in der Nacht, leer scheinende Orte, mögliche Filmstills oder Tatorte. Es entstehen Bilder mit einer ambivalenten Mischung aus Tat- und Unort, Bilder, die sich an der Schnittstelle von belanglosem Schnappschuss und bedeutungsgeladener Anspielung befinden und so einen motivischen Schwebezustand kreieren, der die Interpretation offen lässt. Alle Zeichnungen entstanden in stundenlanger minutiöser Vorarbeit nach den Vorlagen eigener Fotos.
«Das Resultat sind wunderbare Materialisierungen von einer souveränen Reinheit und Dichte.» (Hans Renggli)