Augen kann man schliessen – die Nase aber lässt sich nicht ausschalten. Atmen heisst riechen. Und während visuelle Reize nur über ein komplexes Übertragungsverfahren in unser Gehirn gelangen, wirken sich Geruchsstimuli unmittelbarer – und oft ohne unser Wissen – auf uns aus.
Diese unsichtbare Architektur, die uns umgibt, ist der Ausgangspunkt für Elodie Pongs Projekt. Sie erforscht ihre zahlreichen Facetten an der Schnittstelle zwischen Fiktion und Realität, sowohl in einer Ausstellung im Helmhaus Zürich (11. März bis 16. Mai 2016), als auch im Raum dieser Publikation.
Düfte sind essenzielle Signifikanten und Metaphern für unsere flüssige Moderne. Subtil ist der Geruch in jeden Aspekt der Kultur involviert, er spielt seine Rolle als unausgesprochene Verbindung zwischen Menschen, Objekten und Orten, als eine Art unsichtbares Kommunikationsmittel.
Parfüm und Gerüche verbreiten sich über Grenzen, die normalerweise so unterschiedliche Bereiche voneinander trennen wie Marketing, Identitätspolitik, Geschichte, Philosophie, wissenschaftliche Ethik und Methodik, Neurologie, genetische Modifikation, Globalisierung und Fragen zur Sexualität und zur Genderthematik. Dieses Buch verbindet verschiedene Disziplinen, um Überlegungen über die komplexe Rolle des Geruchs als flüssiger Vektor für Identität, Mythos und Gedächtnis, postevolutionäre Wissenschaft, Körpersynthese, Kapitalismus, Macht und Markenpolitik anzustellen.
«Bandit» – einst Elodie Pongs Lieblingsduft – ist als das Parfüm bezeichnet worden, das «Bösesein gut riechen lässt». Tarnung, Erklärung, Subversion – werden wir an der Nase herumgeführt? Oder birgt das Olfaktorische vielmehr das Potenzial für positiven Wandel?
Mit Texten von Harry Baker, Justin Vivian Bond, Jim Drobnick, Holly Dugan, Jack Halberstam, Rachel Herz, Andreas Keller, Georg Kohler, Chus Martínez, Daniel Morgenthaler, Gayil Nalls und Elodie Pong.
Paradise Paradoxe ist eine Koproduktion der Edition Patrick Frey und des Helmhaus Zürich.