Während der Sommermonate 1997 fotografiert Kurt Caviezel durch das Fenster seiner Wohnung an einer belebten Zürcher Kreuzung in das Innere der Autos, die am Rotlicht anhalten müssen. Der Blick des 1000-mm-Teleobjektivs, der durch doppeltes Fensterglas und durch die gekrümmte Windschutzscheibe geht, wird verstellt mit Lichtreflexen, Spiegelungen und leichten Verzerrungen und verschafft sich so in der heimlichen Annäherung eine atmosphärisch aufgeladene Distanziertheit, wirkt gelassen, sachlich, flaneurhaft interessiert. Der Einblick von schräg oben erfasst eine spektakulär alltägliche Schnittstelle zwischen Intimität und Öffentlichkeit.
Red Light, das sind Fragmente von sitzenden Körpern und körpersprachlichen Wendungen, ein komplexes reizvolles Ballett von Gesten und mimischen Andeutungen zwischen Steuerrad und Sitzgurten und ebenso ein momenthaft erhaschtes Inventar von automobilen Ausstattungsdetails und von Kleidungsstücken, versehen mit vielsagenden Zeichen und Mustern.
Red Light ist «ein Strom von Informationen, auf dem der Betrachter dahin gleitet, hier sich über das Detail eines im Herzmuster geprägten Handtäschchens beugend, dort einem Gedanken nachhängend über die Angleichung von Individualität und Anonymität». (Hans Danuser)
Kurt Caviezel wurde 1964 in Chur geboren. Er ist seit 1990 als freischaffender Künstler in Zürich tätig. 1998 wurden Ausschnitte von Red Light an der Gruppenausstellung amanfang im Helmhaus Zürich gezeigt (Kurator: Hans Danuser). Red Light ist Caviezels erstes Buch.