Zürich, Sommer 1980 handelt von Absperrungen, Barrikaden, Polizisten in Kampfuniformen, Demonstranten, Gummigeschossen, Wasserwerfern und immer wieder viel Tränengas.
Vor 30 Jahren herrschte auf den Zürcher Strassen eine Art Krieg. Die Auseinandersetzungen zwischen Establishment und Alternativszene im öffentlichen Raum spielten sich mit heute unvorstellbarer Heftigkeit und Gewaltbereitschaft ab. Im Gegensatz zu 1968 war die anarchistisch ausgerichtete Zürcher Jugendrevolte von 1980 ein avantgardistisches Spektakel und machte international Schlagzeilen. Das einzig greifbare Anliegen von Seiten der Jugendlichen war die Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum (AJZ), im Grunde wollte man aber ganz einfach alles, und das sofort. Mit der bewusst ins Absurde kippenden Maximalforderung, mit dadaistischem Witz und einer subversiven Camouflage der wahren Anliegen verstörte die Bewegung die Vertreter sämtlicher politisch etablierter Kräfte, einschliesslich vieler Altachtundsechziger, die damals gerade daran waren, die Institutionen zu erobern. Die Strassenkämpfe im Sommer 1980 markierten die Wende zu einer offenen Zürcher Kulturpolitik und zur flächendeckenden Entwicklung und Vermarktung der urbanen Jugendkultur. Die Bewegung war gewissermassen Eventkultur avant la lettre. Ohne sie gäbe es weder Streetparade noch eine Partykultur mit internationaler Ausstrahlung.
Die Fotografin Olivia Heussler war Aktivistin und Zeitzeugin zugleich. Sie zeigt Bilder eines Sommers, der mit seinen Szenen der Gewalt und der lustvollen Happenings das Leben vieler nachhaltig geprägt und verändert hat.