Das Mittelland – eine mit Bauten übersäte Landschaft, oszillierend zwischen Natur und Urbanität. Eine Welt voller Schnittstellen und Grauzonen, in der Stadt und Land, Natur und Siedlungen, öffentlicher und privater Raum ineinander übergehen. Ist das Mittelland eine riesige Agglomeration, eine einzige ausufernde Siedlung ? Auch Michael Blaser ist in der Agglomeration aufgewachsen und interessiert sich vielleicht gerade deshalb für ihre Eigenheiten. Seine Bilder sind nicht Landschafts- und Architekturaufnahmen, sondern Sozialdokumentationen. In den domestizierten Landschaften mit ihren Infrastrukturen spiegelt sich die Schweiz von heute – ein Land, das sich um eine moderne, urbane Identität bemüht und sich trotzdem nicht vom provinziellen Image lösen kann. Auf Blasers Bildern sind keine Menschen zu sehen, doch ihre Präsenz ist spürbar. Die nüchternen Fassaden lassen das Innenleben und die Bewohner der Häuser erahnen. Die Ruhe,
welche die strenge Komposition und die Menschenleere der Bilder ausstrahlt, irritiert. Eine sonderbare Melancholie zieht sich durch die Arbeit. Dem aufmerksamen Betrachter erschliesst sich hinter dem vermeintlich Formalen und Banalen ein narratives Moment, eine subtile zartbittere Poesie des Alltags.
Michael Blaser (* 1979) lebt und arbeitet als freischaffender Fotograf und Künstler in Bern.