Die OFF – Fotoserie von Daniela Comani ist ein Exkurs über Wahrnehmung in Bezug auf Medien. Mit minutiöser Präzision untersucht sie das vertraute Gerät zur Wiedergabe von laufenden Bildern im Off-Zustand: Ausgeschaltet wirken Fernseher wie tot; sie werden zu kalten Gegenständen, aber auch zu Projektionsflächen für Betrachter:innen. Ist das Bild erloschen, ist es trotzdem kein sinnentleertes Gerät, denn die dunkle Mattscheibe reflektiert den Raum, die Personen und die Gegenstände darin.
Daniela Comani fotografiert nicht einfach nur inaktive Fernsehgeräte, sie blitzt sie: Der Flash auf der dunklen Scheibe ist wie ein Urknall, der etwas Neues entstehen lässt und gleichzeitig das Spiegelbild der Protagonistin überstrahlt und auslöscht. Dieses kurze Aufleuchten geht im Augenblick des Auslösens mit der Oberflächenstruktur der Geräte eigenwillige Verbindungen ein, es entstehen neue Bilder und neue Formen: Landschaft mit Sonnenuntergang in Kleinformat.
Daniela Comanis Fotoserie ist auch ein Exkurs über Design: Minimalistisch inszeniert sie eine Sammlung von Fernsehgeräten, verschieden in Form, Grösse und Ausführung – wobei die Künstlerin die Namen der Marken akribisch entfernt hat, um das Charakteristische des Objekts in seiner Eigenheit herauszustellen. Die Objekte sind frontal fotografiert, als ob sie Personen wären, die aus dem Bild heraus die Betrachter:innen anschauen. Das jeweilige Gehäuse des Fernsehers wirkt wie ein Bilderrahmen und betont den Bildbezug des technischen Geräts. Durch die Fotografie werden die plastischen Geräte zum zweidimensionalen Bild, das Daniela Comani dann auf eine Tafel aufzieht und so wiederum in ein dreidimensionales Objekt umwandelt. Jedes Bild ist ein Unikat, trotz des seriellen Charakters der Fotografie im Hinblick auf deren technische Reproduzierbarkeit. (Renata Stih, Berlin 2011)