In Hinwil im Zürcher Oberland habe ich Freund:innen nach ihrem Lieblingsort in der Umgebung des Bachtels befragt. Ausnahmslos haben sie von «ihrem» Wasserfall aus ihrer Kindheit erzählt. Diesen Orten bin ich nachgegangen und habe über Monate hinweg diese Wasserfälle am Tag fotografisch dokumentiert. Nach Gewittern, Überschwemmungen oder im Sommer nach Trockenperioden. Dann veränderte ich den Fokus und bin in die Nacht hinein aufgebrochen und dem Rätsel Dämmerung phänomenologisch nachgegangen. Es ist die Mischung von vielen kleinen Komponenten, die diese Bilder des Twilights ermöglichen. Ein kalter Wind muss wehen, der Mond scheinen, es sollte regnen und stürmen zugleich. Das fallende Wasser muss sehr kalt sein. Aber, auch wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, ist es keine Garantie, dass die Lichter erscheinen. Die Zeitspanne ihres Erscheinens überschreitet keine 15 Minuten. Für dieses Buch habe ich 12`000 Aufnahmen gemacht. Keine einzige habe ich bearbeitet oder zugeschnitten. Nur den Auslöser gedrückt. Ich habe diejenigen Bilder ausgewählt, die meinen inneren Bildern und den Zeichnungen und Malereien der letzten Jahre am nächsten gekommen sind. Auf diesen Exkursionen am Tag und in der Nacht hat mich mein Mann John überall hin begleitet. Er hat mich abgesichert, dass ich nicht die glitschige Felswand hinunterstürze und aufgepasst auf alle Zeichen der Natur. Ich habe nicht versucht Feen, Gnome, Geister oder andere Naturwesen zu fotografieren, dass sie sich trotzdem gezeigt haben, ist eine der geheimnisvollen Launen und Gaben der Natur. Die Dämmerung zu untersuchen ist mystisch. Der Tag stirbt, die Nacht wird geboren. Die Bilder der Wasserfälle sind für mich ein Geschenk, das Sterntalermädchen hält die Schürze auf und alle Sterne fallen hinein. (Barbara Heé)