Seine eigene Wohnlage hat J.-F. Schnyder nicht zum ersten Mal zu einem Motiv geführt. Mit Zugerstrasse / Baarerstrasse 1999–2000 begibt er sich nun allerdings zu einer Vedute der besonderen Art, fern der schönen Naturereignisse. Die Hauptstrasse zwischen Zug und Baar, ein langgezogenes Eldorado der Agglomerationsarchitektur, war der Weg und das Ziel. Sein Konzept hiess: beide Strassenseiten mit ihren Fassaden vom gegenüberliegenden Strassenrand aus zu fotografieren, und zwar musste alle zehn Meter je ein Bild gemacht werden, damit jeder Abschnitt und jedes Gebäude auf beiden Seiten des gesamten Strassenverlaufs sowohl frontal als auch leicht von links und rechts abgebildet war. Nach über einem halben Jahr Arbeit an der halbwegs frischen Luft ineinander fliessender Vorstädte setzte er die vielen hundert Fotos zu einem einzigen Strip zusammen, in dem sie fast spurlos, dafür aber mit zauberhaft digitalen jahreszeitlichen Wandlungen und einer ziemlich surreal-exzentrisch wirkenden perspektivischen Spreizung ineinander übergehen. Das konkrete Ergebnis ist ein insgesamt ca. 14 Meter langes Unikat, ein tintenstrahlbedruckter Papierstreifen, der in einer eigens hergestellten Tischvitrine in planer Aufsicht ausgestellt wurde.