Loch im Spiegel ist das Ergebnis von Fototerminen in weiten Teilen der Welt : ein Markt in einem Vorort von Peking, eine Wasserlache in einer Kiesgrube in Ungarn, ein Fahrradkeller in Meilen, Trödelschaufenster in Höngg, Modeschaufenster in Neapel, das Türschloss eines Friedhofs in Schweden, das Fumoir im Stadttheater Bern – ein Torero sammelt sich – , Langzeitbelichtung durch ein Flugzeugbullauge im Landeanflug auf irgendwo, Untersicht auf ein Höhlenbärskelett vor Jugendstilbrüstung vor Lascauxmalerei im Knochenmuseum von Paris, der Tiefseetaucher von Gijón, der rote Hirsch bei der Flughafentoilette in Kiruna, und was noch alles.
In zwei Jahren sind etwa tausend Fotos entstanden, aus denen nun etwa siebzig Aufnahmen in der Serie Loch im Spiegel zusammengefasst sind. Von Interesse sind Durchgänge, Höhlen, Fenster, Tunnels, Spiegel und Spiegelungen, die zu einer Art fantastischer Reise durch die Zivilisation montiert werden. Wie ein Wurm, der sich durch den Apfel frisst, wächst der Mensch durchs Leben. Die in der Regel etwa dreissig Meter dicke Zivilisationsschicht zwischen Mutter und Äther ist das Material, durch welches er sich bohrt, wühlt, gräbt.
Archäologie der Gegenwart.
Beobachtungsorte, Fundorte, Stationen, beliebig und doch wieder zwingend aus subjektiver Warte. Tausend verschlungene Pfade. Ein kosmisches Netz aus Routen. Grosses Rhizom. Ein mögliches davon ist in der Fotoserie dokumentiert. Ein Tunnelblick auf die schönste Sustenpassstrasse der Welt. Hehre und öde Orte : Industriebrachen, Kunst- und Naturmuseen, Zoos, Bahnhöfe, löchrige Winkel, zufällige Konstellationen, high und low : Der Fotograf spiegelt sich in Cäsars Totenmaske, der andere entdeckt ein kaputtes Spiegeltischchen am Strassenrand.