Am 24. September 2007 behauptete der damalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei einer Diskussion an der Columbia University in New York: «Es gibt im Iran keine Homosexuellen wie in Ihrem Land.»
Anders als in einigen westlichen Ländern, wo die Eheschliessung gleichgeschlechtlicher Paare möglich ist, steht im Iran auf Homosexualität nach wie vor die Todesstrafe. Homosexuelle dürfen ihre Sexualität nicht ausleben. Es bleiben ihnen also nur zwei Optionen: Transsexualität, die zwar als pathologisch eingestuft, aber gesetzlich toleriert wird, oder Flucht.
In der kleinen türkischen Stadt Denizli verharren Hunderte von homosexuellen Iraner:innen in einer Transitzone. Sie setzen ihr Leben gleichsam in die Warteschleife und hoffen darauf, eines Tages in einem Gastland Aufnahme zu finden, wo sie ihre Neigungen frei ausleben können. In diesem Kontext der Ungewissheit mit der Anonymität als bestem Schutz hinterfragt meine fotografische Arbeit die sensiblen Begriffe von Identität und Geschlecht.
Vor allem war mir daran gelegen, diese Menschen nicht zu Opfern zu machen. Zu Opfern einer dramatischen politischen Lage und von Erinnerungen, die schwer auf ihnen lasten. Deswegen habe ich versucht, das Augenmerk auf ihre heutige Lage und die damit verbundenen Hoffnungen zu lenken. Sie ist ein Versprechen auf das freie Ausleben der sexuellen Orientierung und der Liebe jenseits des Gender Trouble. Die Bilder sind aus einfachen, leichten, zuweilen feierlichen Elementen zusammengesetzt, um ein Paradox zur Schwere des Sujets und zur prekären Lage dieser Menschen zu erzeugen. Im Wechsel zwischen verborgenen und unverhüllten Gesichtern zeugt meine Bildserie davon, wie schwer es diese Menschen haben, den identitären Raum, der ihnen genommen wurde, mit Neuem zu füllen. (Laurence Rasti, Carouge 2016)