Erinnerungen an Grosseltern sind zunächst Kindheitserinnerungen an alte Menschen. Was aber wissen wir von früher, als die Grosseltern jung waren? Sie sind unsere persönlichste Verbindung in eine Vergangenheit, die wir nur aus Filmen und Büchern kennen. Wie aber lebten und liebten die Grosseltern in jener Zeit? Was bleibt von einem Leben?
In seinem Langzeitprojekt Meine Grosseltern – Erinnerungsbüro geht Mats Staub diesen Fragen nach, indem er Enkelinnen und Enkel verschiedensten Alters zum Gespräch bittet und deren Erinnerungen in ortsspezifischen Installationen präsentiert. Dabei entstehen ein ständig wachsendes, internationales Archiv subjektiver Geschichten und eine Sammlung von Fotografien, welche die Grosseltern in jungen Jahren zeigt. Es sind Erinnerungsbilder, die von Amateurfotograf:innen stammen. Rituelle Fotografie, die immer zum Zweck entstand, die Umgebung, Menschen und Dinge in einem besonderen Moment festzuhalten.
Für Meine Grosseltern / My Grandparents versammelt Mats Staub Grosseltern unterschiedlicher Generationen: Die Älteste der Grossmütter verstarb 1945, die Jüngste wurde 1939 geboren. Sie haben verschiedene Epochen durchlebt: von Weltwirtschaftskrise, Krieg und Flucht, über Wiederaufbau und Modernisierung. Aus den oftmals anekdotischen Erinnerungen der Nachgeborenen destilliert Mats Staub rudimentäre biografische Angaben und Begebenheiten. In Verbindung mit den Bildern ergeben sich Knotenpunkte, die ein Netz aus unzähligen Leerräumen bilden und an denen sich Imaginationen entzünden.