Die georgische Heimatstadt von Andro Wekua, Sochumi, einst Feriendestination sowjetischer Funktionäre, malerischer Küstenort mit Zitronenbäumen, ist heute Sperrzone und bleibt auch daher ein Reservoir der Erinnerung: das Haus der Grossmutter, das Schwarze Meer, der Pingpong-Tisch hinter dem Haus, das monumentale Frachtschiff am Quai, politische Wirren.
Aus diesen Fragmenten konstituiert Wekua atmosphärische Bilder und synthetisiert biografische Fragmente. Auf einer Zeichnung steht in krakeliger Schrift «I see», weiter unten folgt der Zusatz «Black see». Im Blindflug durchstreifen wir eine geografische und biografische Fiktion, die dem Künstler selbst bisweilen sehr nahe kommt. Geschickt siedelt er seine gezeichneten, collagierten oder gemalten Bilder im No Man’s Land an – zwischen Westen und Osten, Ästhetik und Improvisation, Zuversicht und Trauer. Er konstituiert eigene, bildhafte Drehbücher, die mit seiner Vergangenheit spielen und diese gleichwohl zur Fiktion stilisieren. (Gianni Jetzer)