Als die US-Präsidentschaftswahlen im Laufe des Jahres 2016 immer näher rückten, fragte Mark Thomas Gibson: Warum haben wir keine Utopien? Warum versuchen wir erst gar nicht mehr, welche zu entwickeln? Um eine Antwort darauf zu finden, setzte er sich an den Küchentisch und fing an zu zeichnen. Das Resultat ist die Monographie Early Retirement, die einer dringlichen Frage des Künstlers nachgeht: Wie schaffen wir es, mit vereinten Kräften gegen das unerbittliche Elend, das in den USA herrscht, anzutreten?
In Early Retirement dreht sich alles um den Helden Mr. Wolfson, einen Werwolf und Weltuntergangspropheten in New York City, sowie um The Drummer, ein Engel und einer der drei apokalyptischen Reiter. Eines Tages erfährt der Engel, dass Mr. Wolfson die Wahrheit gefunden hat. Die dreifache Sackgasse – der Wille des Volkes im Widerstreit mit dem Willen der Regierung im Widerstreit mit dem Willen Gottes – lässt als Folge dieser Erkenntnis die Dinge ausser Kontrolle geraten. Als Erzähler dient ein schemenhafter Akteur der amerikanischen Geschichte – auf die Gibson entschieden kritisch blickt, weil er „an artist, a black male, a professor at Yale, an American culture buff and comic book nerd“ ist, wie er sich selbst beschreibt.
Gibson benutzt schwarze Tinte, um kontrastreiche Settings und Umgebungen zu erreichen, bei denen Positiv- und Negativräume die Komposition bestimmen. Er verlässt sich auf eine reduktionistische Ästhetik und setzt auf beides, auf die Kunst, wie auch auf die sequentielle Erzählweise der Comics. Gibson überarbeitet das Bildnarrativ nur selten, denn er vertraut darauf, dass uns die Zeichnungen die Antwort, die Zukunft und die Wahrheit vermitteln.