In exotischen Gärten, kühlen Swimmingpools, bei Picknicks, Landpartien, Cocktailpartys, intim daheim auf dem Canapé oder mit Freundinnen beim Tee – Kelly Beemans langgliedrig-elegante Figuren führen ihr Leben in Traumkleidern. Doch die Schönheiten sind nicht bloss Trägerinnen und Träger aktueller Kreationen von grossen Modeschöpfern. Vielmehr sind sie Akteure in Beemans reichen Fantasien voller Erinnerungen an die Kindheit in Oklahoma sowie subtile Hommagen an Interior Design, Architektur, Musik und Literatur. Beemans Inspirationsquellen sind Lookbooks und Laufstegbilder, denen sie das aufwendig bestickte Blouson entleiht, oder die gestreifte Glockenhose, das Empirekleid aus Spitze, die juvenile Bikerjacke, den verspielten Ohrschmuck aus Silber. Beeman macht nicht bloss Modeillustration, sondern kreiert aussagekräftige Referenzräume, die weit über die Welt der Mode hinausgehen.
Bereits als Kind hat die Autodidaktin viel gemalt, gezeichnet und leidenschaftlich Klavier gespielt. Das Pianoforte oder Notenhefte finden sich auch immer wieder in ihren detailreichen Bildern. Nach dem Studium in Soziologie am Hunter College in New York, war sie mehrere Jahre in Bolivien und Argentinien tätig. Der soziologische Hintergrund informiert auch ihr Denken über die eigene Kunst: Es gehe um die Beziehung zwischen Kultur und Mode als wichtiger Teil unseres Lebens. Das «Anziehen» der gezeichneten Frauen und Männer ist für Beeman ein Weg, Persönlichkeiten, Geschichten und kulturellen Kontext zu kreieren und deren Bedeutung in einer Welt der Selbstdarstellung auszuloten. Doch Beeman sieht sich nicht als Kritikerin, sondern als bildende Künstlerin und Modeillustratorin in einem. Ihre Inspirationen seien die Neue Sachlichkeit, besonders Christian Schad und Otto Dix, graphische Arbeiten der Wiener Sezession, sowie klassisch-griechische und byzantinische Kunst.