Aus einem Interview mit dem französischen Philosophen Michel Serres:
Denken Sie, dass eine Demokratie unseren heutigen Problemen eher gerecht wird als eine Republik wie wir sie in Frankreich vorfinden?
Das ist eine schwierige Frage und diejenige Person, die es schafft, dies zu beantworten, kann nur ein grosser Philosoph oder eine grosse Philosophin sein, denn das ist heutzutage die wichtigste Frage. Will man Common Law (angloamerikanisches) oder römisches Recht?
Sie ziehen fragile Gebilde soliden Fragmenten vor; das ist ein fundamentales Prinzip ihrer Philosophie.
Die soliden Dinge sind die alten Gebäude. Die Zylinder, Kegel, Flugzeuge – all das ist „vorbei“; es ist archaisch. Aber die Blätter, die Bäume, die Trauerweiden, die Spree, die geräuschlosen Boote – das ist modern. Und indem es modern ist, ist es auch fragil und flüssig.
Ihre Interessensgebiete weisen viele Parallelen auf zu denjenigen der militanten Ökologen.
Nein, meine Herangehensweise ist anders. Vor zwanzig Jahren schrieb ich ein Buch namens Der Naturvertrag (The Natural Contract). In diesem Buch habe ich vorgeschlagen, dass die grossen Naturelemente den Status einer Rechtsperson zugesprochen bekommen. Das war eher rechtlich als politisch oder militant gemeint. Nehmen wir als Beispiel die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko; wenn wir nun meine Idee des Natur-Vertrags auf dieses Beispiel anwenden, dann würden wir einen internationalen Gerichtshof in Den Haag oder Genf erfinden, in welchem es möglich wäre, dass das Meer selbst British Petroleum (BP) für die begangenen Verbrechen anklagen könnte. Das Meer wäre somit eine eigenständige juristische Person.
Aus einem Interview mit dem Münchner Barkeeper Charles Schuhmann.
Sie haben in Bonn gewohnt?
Es war herrlich. Vor allem weil ich in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin.
Die gute alte Bundesrepublik.
Einige Leute waren echt cool drauf. Unglaubliche Nachtclubs. Bavaria hinkte ganz schön hinterher.
War es ein schlechtes Land?
Deutschland? Wieso sollte ich so etwas von Deutschland behaupten?
Weil es hauptsächlich darum geht, nicht stehen zu bleiben.
Ich glaube immer noch, dass einmal woanders gelebt zu haben, das Einzige ist, was einen jemals weiterbringt. Berlin oder München, die bringen dich nirgendwo hin.
Wie wichtig ist es für die Männer, sich volllaufen zu lassen?
Überhaupt nicht wichtig. Vor allem wenn du glaubst, du müsstest dich jetzt ohne Ende betrinken.
Ich meine, wie wichtig ist dieses Ritual für die Männer?
Einige brauchen es, andere wiederum nicht. Es gibt immer noch einige Journalisten, die so einiges trinken, vor allem um den Mythos zu leben.
Ist es ein Problem, wenn Frauen am Tisch sitzen?
Nein, wenn sie nichts sagen, passt das schon.
Und wenn sie an der Bar sind?
Ja, dann ist es ein Problem.