Grenzen sind zunächst als Mittel der Separation zu sehen. Sie trennen zwei Seiten, definieren ein Hier und ein Dort. Und gleichzeitig zeichnen sie auch ein Porträt dessen, was sich innerhalb der Grenzlinie befindet, vermitteln Geborgenheit und Sicherheit. Und obwohl sie Anspruch auf ewige Gültigkeit erheben, ist doch nichts so veränderlich wie Grenzverläufe. Es ist schon ironisch, dass Menschen oder ganze Völker so viel Stolz und Protektionismus aufgrund von Grenzen entwickeln, obwohl sie wissen, dass es fiktive Gebilde sind, die sich laufend ändern oder gar ganz verschwinden.
– Roger Eberhard
Human Territoriality versammelt Roger Eberhards Fotografien von ehemaligen Grenzgebieten rund um den Globus und quer durch die Menschheitsgeschichte. Manche Grenzverläufe verschoben sich aufgrund des klimatischen Wandels oder landschaftlicher Eingriffe nur um einige hundert Meter, andere verschwanden, weil die Grossreiche auf beiden Seiten niedergegangen waren. Zusammen mit den ausführlichen Bildunterschriften helfen die Fotografien das vielgestaltige kartographische Puzzle unserer Welt zu entschlüsseln. In einer Zeit von Massenmigration, Grenzmauern und erstarkendem Nationalismus zeigen sie die Wechselhaftigkeit dieser menschgemachten Gebietsmarkierungen.
Schönste Schweizer Bücher, 2020