Abstrakte Hühner auf Orange, ein strahlend naiver Fisch gegenüber einem Reisszahn-Ungetüm, Blumenstillleben, Karikaturen. Öl auf Leinwand, Öl auf Pavatex, Gouache, Bleistift, kolorierter Druck. Max von Moos, Ludwig Weninger, Lucien Mainssieux, Rudolf Muchow, Josef Maria Schröder. Und dazwischen zwei Micky-Mäuse mit nackten Männeroberkörpern, Schilder um den Hals, die fragen ‚Where will you spend eternity?“. Eine Antwort auf diese Frage von Chantal Barras’ Bild kann ich nicht geben. Zu sehr ist meine Fantasie ganz im Hier und Jetzt des Lebens verankert. Und Teil dieses Lebens ist die Kunstsammlung.
Mir ist das Bilder-um-mich-Haben so ganz selbstverständlich und notwendig wie Schriftsteller:innen eine Bibliothek. Das Sammeln beginnt im Kopf. Was sich ein kleines Kind in den ersten Lebensjahren alles in den Kopf hereinholt, versammelt und vernetzt, ist an Quantität, Vielfalt und Komplexität kaum zu ermessen. Das Wesentliche spielt sich im Kopf ab, die Sammlung beginnt dort.
Grosse Teile meiner Sammlung und viele meiner eigenen Werke hängen in immer wieder wechselnden Bildordnungen an den vielen Wänden, die mir zur Verfügung stehen. Ohne Systematik und ohne uns vertraute Ordnungskriterien eröffnet sich vielleicht ein vorurteilsfreierer Blick auf Werke und Künstler:innen. Und diesen Blick transportieren auch die Bildordnungen in diesem Buch. In wechselnden, intuitiven Zusammenstellungen sprengen sie den Vollständigkeits- und Kategorisierungszwang herkömmlicher Sammlungstätigkeit.
– Christoph Kappeler
Schönste Schweizer Bücher, 2018