Bis heute fehlt eine thematische Gesamtübersicht über das Lebenswerk von Armand Schulthess (1901–1972). Mehr als 1000 beschriftete Tafeln hat Armand Schulthess in die Bäume und Sträucher seines 18’000 Quadratmeter grossen Kastanienwalds im Onsernone-Tal im Tessin gehängt. Während mehr als zwanzig Jahren verwandelte er auf diese Weise den Wald in einen philosophischen Garten, der das Wissen der Menschheit verzeichnet und enzyklopädisch geordnet hat.
Hans-Ulrich Schlumpf hat zwischen 1963 und 1972 umfangreiches Material gesammelt, nahm den gesamten Garten kartografisch auf und fotografierte jedes einzelne Objekt. Nach Armand Schulthess’ Tod 1972 wurde die gesamte Gartenanlage von den Erben zerstört, sein Haus komplett geräumt und sämtlicher Hausrat verbrannt. Darunter befanden sich auch die ca. siebzig von ihm selbst geschaffenen Bücher zur Sexualität. Einige dieser künstlerisch wertvollen Bücher konnten von Hans-Ulrich Schlumpf, der während der dramatischen Hausräumung letzte Filmaufnahmen machte, gerettet werden.
Die Publikation dokumentiert den Garten, präsentiert das Hausinnere und gewährt zum ersten Mal einen umfangreichen Einblick in die selbst verfertigten Bücher zur Sexualität. Erst diese Sichtung und präzise Beschreibung ermöglichen es, das obsessive Universum von Armand Schulthess zu verstehen und sinnstiftende Bezüge zwischen Garten, Haus und selbst gemachten Büchern herzustellen.
Schönste Schweizer Bücher, 2011