Klodin Erbs Werkserie Orlando basiert auf der gleichnamigen Geschichte von Virginia Woolf, in der eine Person über 500 Jahre lebt und dabei das Geschlecht auf geheimnisvolle Art und Weise wechselt. Sie umfasst bis jetzt annähernd 200 gemalte Portraits in unterschiedlichsten Stilarten. Die meist kleinformatigen Bilder zeigen männliche und weibliche, sowie Portraits undefinierten Geschlechts. Dieser Bilder-Zyklus ist einerseits eine Studie der Portraitmalerei, welche auch «die Kunstgeschichte und die darin innewohnende und damit verbundene Zeit» thematisiert, wie die Künstlerin erklärte, und andererseits eine Untersuchung ihrer eigenen Identität als Malerin.
«Die schiere Menge an Bildern ermöglicht ein Eintauchen in Gesichter, ein Sich-darin-Verlieren und transformiert die Betrachter:innen zu universellen Wesen in zeitlosem Dasein.» – Modelle der Abgrenzung und Identifizierung werden dadurch aufgelöst und in einem grösseren Kontext neu verhandelt (Ich sind viele, ich bin du, etc.).
Klodin Erbs künstlerische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlich relevanten Ansatz der Identität wurde diskursiv erweitert mit einem Dinergespräch im Pavillon des Strandbads Tiefenbrunnen. Ziel war es, durch Kostümierung und Schminke das alltägliche Ich abzulegen und durch das spielerisch erprobte Meta-Ich im experimentellen Rahmen eines Performance-Abendessens über die inhaltlichen Themen des Orlando-Zyklus zu diskutieren – Identität, Geschlecht und Rollenmodelle, Konstrukt Zeit, Altern und der Wunsch nach ewigem Leben/Jugend, Humanoids und künstliche Intelligenz, der letzte Mensch. Das Transkript dieses Gesprächs zieht sich als roter Faden durch das Buch.
Mit einem Interview zwischen der Künstlerin und Kathleen Bühler, Jacqueline Burckhardt, Finn Canonica, Gregory Hari, Susanna Koeberle, Nina Kunz, Katarina Lang, Chris Luebkeman und Romeo Koyote Rosen.